Europe
17. August 2014

Customer 4.0 - Part 2

Eine industrielle Revolution, wie die Einführung des PCs in den 1970er-Jahren, zeichnet sich durch eine massive Veränderung des Nutzerverhaltens aus. Mit der Entstehung des Internets und der explosionsartigen Verbreitung von mobilen Endgeräten hat sich unsere Art zu leben unwiderruflich verändert. Welche Trends treiben aus heutiger Sicht diesen Transformationsprozess?

HIER FOLGT DER ZWEITE TEIL DES ARTIKELS über den "Customer 4.0" aus Berlin Valley News.

Trend #5 – Content is King

Mit der heutigen Internet-Infrastruktur, den Rich Media Formaten und den Wandlungen des Google Suchalgorithmus erfahren digitale Inhalte eine große Renaissance. Für Unternehmen und Marketing Professionals ist Werbung ohne Content Marketing undenkbar geworden. Social Media spielt eine zentrale Rolle bei der Vermarktung von digitalen Inhalten. Traditionelle Inhalte-Kanäle (TV, Radio, Print) werden durch digitale Content Plattformen wie Buzzfeed, Heftig.co, Onedio, Netflix, The Whistle Sports Network ersetzt.

The Whistle Sports Network krempelt gerade die gesamte amerikanische Sportberichterstattung mit attraktivem User-generated Content um. Mit einem Fokus auf die kaufstarken Millenials distribuiert The Whistle Sports Network mehr als 3 Mrd. Video Views an Youtube, Facebook, Twitter, Instagram, Vine und Google Plus. Die gleiche Entwicklung sieht man bei der User-generated Content Plattform Motor-Talk in Berlin, die sich ein Kopf-an-Kopf Rennen mit der digitalen Auto BILD liefert. Seit 2015 besitzt die User-generated Content Plattform Buzzfeed mehr Reichweite zur Zielgruppe 18-34 Jahres in den USA als der traditionelle Sender CBS.

Trend #6 – Smart Data

Big Data ist das Unwort der letzten Jahre. Dies liegt daran, dass per heute nur ein ¼ aller digitalen Daten für Analysezwecke zugänglich sind; lediglich 3% dieser Daten sind getagged. Unternehmen werden sich in Zukunft mit zwei Themenkomplexen beschäftigen müssen: 1. Wer besitzt in Zukunft die Daten (z.B. Access Authorization)? 2. Wie kann man Daten monetarisieren oder actionable (z.B. Business Modell) machen?

Im Gegensatz zu den europäischen VCs, sehen die amerikanischen Investoren ein großes Potential bei der Erneuerung der globalen Dienstleister (z.B. McKinsey, Accenture, Alix etc.) durch Daten Know-how und Technologie. So finanzierten Peter Thiel und alle namhaften US- Venture Capitalists die Beratungsschmiede Palantir aus Palo Alto, welches heute die besten 2.900 Data Scientist in Amerika beschäftigt und dieses Jahr die U$ Umsatz-Milliarde knacken könnte. Das etwas kleinere Pendant in Europa und China sitzt in Berlin und heißt TD. Den Schwerpunkt Real-Time Actionable Data hat sich Dataminr aus New York zur Aufgabe gemacht. Dataminr besitzt als einziges Unternehmen der Welt den vollen Zugang zum Twitter Datenstrom und  analysiert Anomalien in Echtzeit, um Regierungen, Medienunternehmen, Finanzinstitute etc. „Predictive Real-Time News“ zu liefern.

Trend #7 – Digital Health

Gesundheitliches Wohlbefinden und lebensverlängernde Maßnahmen sind die großen Trends des 21. Jahrhunderts. Alleine die beiden Google Gründer Larry Page und Sergey Brin haben über U$ 1 Mrd. Kapital bereitgestellt, um die Ursachen des Alterungsprozess zu erforschen.

Die dynamische Entwicklung der digitalen Gesundheit zeigt sich an dem Boom der Wearables (Apple Watch, Fitbit, Jawboone etc.), der ersten mobilen Nahrungsanalyse Devices (z.B. Vessel) sowie dem anhaltenden Wachstum von Functional Food. Functional Food Unternehmen, wie The Honest Company von US-Schauspielerin Jessica Alba oder Aloha von Brands-4-Friends Gründer Constantin Bisanz, produzieren nachweislich messbar, gesundere Produkte. Durch die Messbarkeit von persönlichen Gesundheitsdaten und Gewohnheiten, deren mobile Analyse und Ableitung in lebensverlängernde Maßnahmen (z.B. eGym, Functional Food etc.) resultieren, erhalten alle Gesundheitssysteme ein neue, digitale Dimension. Diese neue Dimension gilt es in der Zukunft durch innovative Geschäftsmodelle zu besetzen.

Trend #8 – Infrastructure Free-Ride

Erfolgreiche Internetunternehmen zeichnen sich sehr oft dadurch aus, dass sie mit wenig Kapitalbindung und Regulierung intelligent eine bestehende Infrastruktur nutzen. So nutzen Google, Skype, WhatsApp etc. die Infrastruktur der großen Telekommunikationsunternehmen.

Die europäischen Banken betrachten ihre Infrastruktur als Markteintrittsbarriere. In den letzten Jahren wurden demgegenüber ca. 200 FinTech-Wachstumsunternehmen alleine in Deutschland gegründet. Ein Vielzahl von diesen agilen Unternehmen (z.B. iwoca, Keditech, number26 etc.) nutzen die bestehende Infrastruktur der Banken ohne dass die Kosten getragen werden müssen. Das Berliner FinTech-Unternehmen barzahlen.de ermöglicht das Barzahlen von On- und Offline Rechnungen sowie Bargeldauszahlungen an ca. 9.000 Point-of-Sales (POS) von großen Handelsketten (DM, REWE, PENNY etc.) in ganz Deutschland. Somit besitzt barzahlen.de 3x so viele „Filialen“ in Deutschland wie die Deutsche Bank und die Commerzbank zusammen! Ein äußert intelligenter Weg, die bestehende Infrastruktur des deutschen Einzelhandels zu monetarisieren.